Hier wirst du ab jetzt immer wieder mal einiges über das Leben dieses verrückten Ethan Kink erfahren. Der Unterhaltungswert
soll dabei an erster Stelle stehen, ich werde dich also nicht mit Problemen oder nüchternen Fakten zuschütten, die eh keine Sau interessieren, nicht mal mich selbst. Es soll eher um Erlebnisse, vielleicht auch mal einfach Gedanken gehen, die mir so durch
den Kopf schwirren.
Beginnen möchte ich an dieser Stelle mit einem Thema, das mich mein ganzes Leben lang begleitet und immer wieder für Lacher sorgt. Also zumindest bei mir, denn ich bin prinzipiell jemand, der versucht, das Leben nicht so ernst zu nehmen. Damit eckt man allerdings auch oft an, das kann ich dir sagen. Dazu gehört bei mir eine ausgeprägte Ignoranz was Autoritäten betrifft. Für mich kackt jeder Mensch durch dasselbe Loch, auch wenn er eine Uniform oder wie im folgenden Fall eine Robe trägt.
Ethan und die Autorität I
Es begab sich zu der Zeit als ich irgendwo zwischen achtzehn und zwanzig war. So genau weiß ich das nicht mehr, denn mein Gedächtnis, was Zahlen angeht, ist einen feuchten Rattenschiss wert. Spielt auch keine Rolle. Jedenfalls hatte ich einen besten Kumpel, der in Schwierigkeiten geraten war. Ausgelöst wodurch? Na klar, durch eine Frau. Wie konnte es bei ihm auch anders sein. Der Stress mit seiner damaligen Gemahlin artete eines Tages in meinem Beisein aus. Es eskalierte in einem unschönen Abend, in den noch zwei weitere Personen involviert waren. Tränen, verbale Großoffensiven und letztendlich auch Gewalt von verschiedenen Seiten. Ich will da gar nicht ins Detail gehen. Das nur zur Vorgeschichte. Abgesehen von der kommenden Scheidung, hatte dieser Abend noch die Konsequenz, dass ich als Zeuge zu einer Gerichtsverhandlung geladen wurde, um diverse Aussagen zu mehreren Dingen, diesen Abend und meinen Kumpel betreffend, zu machen.
Ich werde also aufgerufen und der Richter fragt mich Löcher in den Bauch und ich beantworte seine Fragen nach bestem Wissen und Gewissen. Gesichtsfarbe meines Kumpels und seines Anwalts: natürlich rosig. Dann schwenkt der Richter auf „böser Cop“. Er sieht mich nach meiner Aussage ganz finster und streng an. Taxiert mich mit durchbohrenden Blicken, bei denen manch einer sich in die Hose gemacht hätte. Und schließlich haut er seinen Spruch raus: „Was würden Sie denn nun sagen, wenn ich behaupte, dass Ihr Freund etwas ganz anderes erzählt hat?“
Gesichtsfarbe meines Kumpels: Kreidebleich.
Ich beuge mich nach vorne, kontere seinen Blick mit einem noch viel eindringlicheren, grinse ihn verschlagen an, falte die Hände und antworte, ohne darüber nachzudenken: „Dann würde ich sagen, dass Sie zu viel L.A. Law gucken.“
Totenstille. Gesichtsfarbe meines Kumpels: Puterrot. Die Zeit scheint für einen Wimpernschlag oder zwei eingefroren zu sein.
Als erstes fängt sein Anwalt an zu grinsen. Zwei Sekunden später lachen alle im Raum, auch der Richter. Nur mein Kumpel nicht, der sieht aus, als bekäme er jeden Moment eine Herzattacke.
Der Richter beruhigt sich wieder und wendet sich noch einmal an mich: „Tut mir leid, aber versuchen musste ich es.“ Ich lache freundlich und sage: „Ist halt Ihr Job. Alles gut.“
Als wir aus dem Gericht kommen, war mein Kumpel völlig fertig. „Bist du verrückt? Du kannst doch nicht so mit einem Richter reden.“ „Warum nicht? Scheißt der Blattgold? Kann er übers Meer latschen?“
„Du machst mich fertig.“
„Entspann dich. Ist doch alles bestens gelaufen.“ Danach musste ich den Mann erst mal an den Weinbrand-Tropf hängen.
Berührungen mit dem Okkulten
Wann es war, kann ich gar nicht mehr genau sagen.
Ich muss irgendwo zwischen vierzehn und sechzehn
gewesen sein. Zu dieser Zeit hatte ich ohnehin nur
Quatsch im Kopf. Jedenfalls kam es so, dass ich mit
einem Kumpel und einer Nachbarin Gläserrücken
gemacht hatte.
Zu der Zeit hatte ich in meinem Zimmer so einen kleinen,
runden Cafeteria-Tisch, der sich gut dafür eignete. Wir
schnitten aus Papier alle Buchstaben und die Wörter „Ja“
und „Nein“ aus. Dann legten wir sie im Kreis an den Rand
des Tisches und stellten ein umgedrehtes Sektglas in
die Mitte.
Die Tür meines Zimmers war geschlossen, das Fenster
war ebenfalls zu und wir hatten als Lichtquelle nur einige
Kerzen aufgestellt. Anstatt die Zeigefinger, legten wir
drei nur die kleinen Finger auf das Glas und fingen an,
Fragen zu stellen. Zuerst geschah nichts, aber irgendwann
bewegte sich das Glas auf die Frage hin, ob jemand da
wäre, langsam zum „Ja“.
Als wir den ersten Schock verdaut hatten, fragten wir
nach dem Namen. Das Glas bewegte sich zu einer
wirren, unaussprechlichen Buchstaben Kombination.
Mein Kumpel fragt darauf hin etwas angepisst:
„Willst du uns verarschen?“ Und dann ging es ab.
Das Glas bewegte sich zunächst langsam zu „ja“,
dann etwas schneller zu „nein“. Und wieder von vorne,
und wieder und wieder. Dabei wurde es immer
schneller. Schließlich frage ich:
„Stört dich jemand hier im Raum?“.
Das Glas stoppt abrupt bei „ja“.
„Willst du uns sagen wer?“ Dann wanderte es zügig
zu den Buchstaben, die den Namen meines Kumpels
bildeten. Wir schreckten zurück, nahmen unsere
Finger vom Glas. Auf einmal erloschen alle Kerzen.
Wie gesagt: Tür und Fenster waren geschlossen.
Wir sind aus dem Zimmer gestürmt, haben uns im
Wohnzimmer etwas beruhigt und sind dann
wieder rein.
Als ich das Licht einschaltete, waren alle Schranktüren
geöffnet. Ich habe dann nur ein paar Sachen eingepackt
und die nächsten Tage bei meinem Kumpel geschlafen.
Meiner Mutter habe ich nie davon erzählt und als ich
wieder nach Hause kam, ist nie wieder etwas vorgefallen.
Ich habe hinterher noch getestet, ob die beiden mich
vielleicht einfach auf den Arm genommen hatten.
Ich stellte das Glas noch einmal auf den Tisch und habe
versucht, es mit dem kleinen Finger zu schieben.
Die Tischplatte war nicht mehr die Neuste und wies
einige Macken auf. Ich kam nur ein paar Zentimeter
weit, bevor das Glas umfiel und zerbrach.